Jürgen Oesten (*24. Oktober 1913 in Berlin-Grunewald) ist ein ehemaliger, deutscher U-Boot Kommandant des Zweiten Weltkrieg.
BiographieIm April 1933 trat er als Angehöriger der Crew 33 in die Reichsmarine ein. Nach der Ausbildung fuhr er über ein Jahr auf dem Panzerschiff Admiral Graf Spee und auf dem Leichten Kreuzer Karlsruhe. Im Mai 1937 wechselte er zur U-Boot-Waffe und wurde schließlich im Oktober des selben Jahres Wachoffizier auf U 20, einem Typ IIB Boot.
Kriegszeit (1939-1945)Oesten wurde Kommandant des am 12. August 1939 neu in Dienst gestellten U 61 (Typ IIC). Im Oktober 1939 erfolgte die erste Feindfahrt mit dem neuen Boot und Oblt. Oesten konnte infolge von Minenoperationen fünf Schiffe versenken und ein weiteres beschädigen. Nach der achten Feindfahrt verließ Oesten dieses Boot, um am 24.September 1940 das neue Typ IX B Boot U 106 in Dienst zu stellen. Bereits auf dem Marschweg von Kiel in die neue Basis Lorient versenkte U 106 die beiden Schiffe Zealandic und Sesostris. Bei der zweiten Feindfahrt konnte Oesten acht weitere Schiffe vor Westafrika vernichten. Während schlechten Sichtverhältnissen schoß er bei den Kämpfen um den Geleitzug SL-68 mit zwei Torpedos auf den Schatten eines vermeintlichen Handelschiffes. Tatsächlich aber traf er das 31.100 Tonnen schwere britische Schlachtschiff HMS Malaya. Dies wurde dabei so schwer beschädigt, das es für vier Monate für Reparaturen ins Dock mußte. Am 26. März 1941 wurde Jürgen Oesten auf See das Ritterkreuz verliehen. Nach einer weiteren Feindfahrt verließ er U 106 und wurde am 20. Oktober 1941 Kommandant der 9. U-Boot-Flottille in Brest.
Im März 1942 wurde er zum Admiral Nordmeer versetzt, wo er als U-Boot-Admiralstabsoffizier die Angriffe im Eismeer koordinierte. Im Juli 1943 verließ er Norwegen, um am 2. September 1943 das Typ IX D2 (Monsun) Boot U 861 in Dienst zu stellen. Mit diesem Hochsee-Boot lief er am 20. April 1944 in Richtung Indischer Ozean aus, versenkte jedoch vor der brasilianischen Küste noch den Truppentransporter Vital de Oliveira und den Liberty-Frachter William Gaston. Am 23. September 1944 lief U 861 im Stützpunkt Penang ein, nachdem es fünf Monate auf See war.
Letzte FeindfahrtMit nur zwei Torpedos als Selbstverteidigung und dringend benötigter Fracht verließ Oesten am 15. Januar 1945 mit U 861 Soerabaja. Auf dieser letzten Fahrt fiel in Höhe Kapstadt der Kreiselkompaß aus, sodaß fortan nur noch ein Magnetkompaß zur Verfügung stand.
Ursprünglich sollte Lorient angelaufen werden, um bei U 861 einen Schnorchel einzubauen, jedoch befand sich das Boot schon weiter, als vom BdU angenommen und nach den Berechnungen von Oesten, reichte der Brennstoff noch bis zum U-Boot Stützpunkt Trondheim. Südlich von Grönland wurde von der Brückenwache bei Nacht ein Eisberg übersehen, der auf das Boot trieb und im vorderen Bereich leichte Beschädigungen hervor rief. Mit einem Restbestand von zwei der 441 Tonnen Brennstoff, die von einem Boot dieses Typs gebunkert werden konnte, erreichte er am 19. April 1945 schließlich die Basis Trondheim.
Am 2. Juni 1945 geriet Jürgen Oesten in britische Gefangenschaft, aus welcher er am 2. März 1947 aus England zurück kehrte.
Militärische ErfolgeAuf zwölf Feindfahrten mit drei Booten erreichte Jürgen Oesten insgesamt 565 Seetage und versenkte dabei 20 Schiffe mit 102.827 BRT. Vier weiter Schiffe (darunter die HMS Malaya) mit 51.668 BRT wurden beschädigt.
Heute lebt der neben Reinhard Hardegen älteste noch lebende deutsche U-Boot-Kommandant der Kriegsmarine in Hamburg.
Beförderungen- Fähnrich zur See am 1. Juli 1934 1936
- Oberfähnrich zur See am 1. April 1936
- Leutnant zur See am 1. Oktober 1936
- Oberleutnant zur See am 1. Juni 1938
- Kapitänleutnant am 1. März 1941
- Korvettenkapitän am 1. Dezember 1944
Auszeichnung- Spanien Kreuz am 6. Juni 1939
- Eisernes Kreuz 2. Klasse am 3. Dezember 1939
- Eisernes Kreuz 1. Klasse am 27. Februar 1940
- Ritterkreuz des Eisernen Kreuz am 26. März 1941